Mit freundlicher Genehmigung von SUPER CUTE SUPER KAWAII dürfen wir diesen Bericht veröffentlichen:
Feminismus im Pott
ist eine junge Initiative. Obwohl der Vortrag zu Lebenssituation
Geflüchteter aus feministischer Perspektive ihre erste Veranstaltung
war, war der Raum im Sozialen Zentrum Bochum voll.
Souverän trug Antonia die allgemeinen und geschlechterspezifischen
Fluchtgründe sowie die Fluchtbedingungen und die Situation in
Deutschland von Geflüchteten vor. Auch wenn insgesamt die Flucht in der
Literatur und den Medien als eher männliches Phänomen charakterisiert
wird, sind circa die Hälfte der Geflüchteten in Deutschland Frauen. Ihre
Flucht ist im Gegensatz zu der Flucht der Männer von sexueller Gewalt
gekennzeichnet – ob als Fluchtgrund oder als grausame Erfahrung in den
Flüchtlingscamps. Für die daraus resultierenden psychischen
Langzeitfolgen sind weder die Mitarbeiter in deutschen Behörden ausreichend ausgebildet noch die gemischten Unterbringungen, teilweise
ohne weibliche Vertrauensperson, angemessen. Deswegen fordert der
Flüchtlingsrat NRW die räumliche Trennung von Frauen, abgeschlossene
Wohneinheiten, mehr Sozialarbeiterinnen und eine angemessene Betreuung
um die Traumata der Flucht verarbeiten zu können.
Im Anschluss spricht Almaz von ihren Erfahrungen. Sie kommt aus
Eritrea. Ein kleiner afrikanischer Staat, geprägt durch eine
undemokratische Regierung und der Perspektivlosigkeit nach dem für alle
verpflichtenden Wehrdienst, während dem vor allem Frauen Opfer sexueller
Gewalt werden. Die 53 jährige ist 2007 mit ihrer ältesten Tochter
geflohen – legal, mit einem Visum für Italien. Diese Möglichkeit gibt es
heute nicht mehr, sodass nur die Flucht über das Mittelmeer bleibt.
Almaz berichtet von einer Freundin, die ihre Flucht nur bezahlen konnte,
indem sie mit dem Schleuser schlief und anschließend schwanger wurde.
In Deutschland war der Weg bis zu einer Abtreibung kompliziert. Der
Aufenthalt in Deutschland sei durch schlechte Unterkünfte und
unzureichende Unterstützung geprägt.
In Bezug auf die Behörden seien vor allem sprachliche Barrieren und
die Rückübersetzung – zum Teil durchgeführt von nicht ausgebildeten
Übersetzern – problematisch.
Um die Flüchtlingsfrauen auf ehrenamtlicher Basis zu unterstützen findet ein Treffen am 12.02.2015 um 19 Uhr im Flüchtlingsrat NRW statt. Es soll sich dabei zunächst um eine Anlaufstelle für Frauen handeln.